flickering wrists

3. 9. – 19. 9. 2020
at tart.vienna / Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, Wien, AT

 

 flickering wrists/touching nerve terminals/to thermal icicles/arguing your blush/bewitched/enchanting/Ambiente/festive (temperature)/blush of gravity/put your gravity on the table/what colour could have been your nerves when you last put them away? 

flickering wrists

S betrachtet sich. Da liegt sie nun und weiß nicht ein noch aus. Aber sie fühlt sich wohl.Eigentlich. Es ist ihr festlich zumute. Sie ist ein Teil des Ensembles.

Der Sportplatz wurde verlassen, die Malerei hat sich emanzipiert. Sie hat Prothesen erhalten. Die Potenzialität verwirklicht sich im modularen System. Ist das alles? Die Blicke lassen sich schwer lesen. Unsicher gleichgültig schaut das Augenpaar, die neugewonnene Freiheit noch nicht zu deuten bereit. “Vielmehr genügt es, die Weise zu betrachten, in der das Verhältnis von Kleidung und Körper nun durch die Elemente vermittelt, überdehnt und ausgeweitet wird. Vielleicht gibt es ein Bedürfnis der Malerei, das Gemälde zu verlassen und Skulptur zu werden, um völlig diese Wirkung zu erreichen.”1 Wohin jetzt?

“Ich würde gerne die Röte in deinem Gesicht erörtern.”, denkt S und dreht sich um.

Sie scheint so unruhig/aufgeregt, so erregt, die Malerei. Nur ein Augenblick, bevor sich der Vorhang öffnet, die beiden Hälften noch nicht zur Teilung bereit. Sie sind noch nicht bereit preiszugeben, was sie verbergen. Oder ihre Bühne. Die Leere, die Fläche horizontal oder vertikal, warm und weich schaut sie aus. “Vorhänge sind was schönes. (…) Das Gebundene, Geraffte; Form und Fallen, innere Spannungen und Widerstandsordnungen, jene mächtigen Samtportieren, später als Bettdecken verwendet, dann abgenutzt, weggeworfen.”2

Im Duden werden ‘quirlig, bewegt, fahrig’ als Synonyme für ‘flackerig’ gelistet.3 Aber S entscheidet sich für ‘flackernd’; flackernde Handgelenke bewegen sich, streicheln, kneifen oder kitzeln sich. Der Homo lundes wird Pictura ludens.

S bewegt sich: elegant, grazil, lyrisch, nonchalant 

Die Finger werden zu Eiszapfen, der Aggregatzustand im Übergang. Durch die Nervosität werden sie feucht. Da wird es schwer einen Fingerabdruck zu nehmen. S ist sich unsicher. Wird ihr etwas gezeigt oder wird sie ihres Platzes verwiesen? Der Vorhang versucht von sich abzulenken. Es ist wie verhext. Der Faltenwurf macht sich selbstständig und zeigt ins Leere. Die Schwerkraft einfach mal weg zu legen, sich fallen zu lassen und in den Falten zu versinken. Bezaubernd, diese Idee. Die Schwerkraft wird rot. Es ist behaglich und S fragt sich, welche Farbe sie den eigenen Nerven geben würde.

Berührt sie ihre Nervenenden? Das Radio sagt sie soll sensibel sein – aber ein dickes Fell haben. Wir spielen kein Illusionstheater. Ein Fehler ist kein Drama mehr.4

Trotzdem zeigt der zweite Schatten vorsichtig die Inszenierung hinter der Leinwand. “Wie lässt sich ein Teppich fegen?”, überlegt S noch und sehnt sich nach der weichen weiten Oberfläche, die sich um sie her ausbreitet. 

Lena Sieder-Semlitsch

 

1 Gilles Deuleuze ‘Die Falte, Leibnitz und der Barock’, Suhrkamp 2000, S. 198
2 Jutta Koether ‘f.’, Edition Bleich-Rossi 1987, S. 15f.
3 https://www.duden.de/rechtschreibung/flackerig
4 https://www.deutschlandfunk.de/endlich-mal-erklaert-warum-sitzt-die- souffleuse-nicht-mehr 

 

 

All Photographs © Galerie Elisabeth & Klaus Thoman / kunst-dokumentation.com

 

Fotos © Galerie Elisabeth & Klaus Thoman / kunst-dokumentation.com

 

 

 

 

Galerie Thoman

 

 

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